Geschichte

Der TuS Wermelskirchen 07 e.V.

Der heutige TuS Wermelskirchen 07 wurde 1907 an der Unterstraße in der Gaststätte Frowein (heute Apollon) als „Turnverein Deutsche Eiche Unterstraße“ gegründet. 13 Männer hatten zur Vereinsgründung aufgerufen und tatsächlich fanden sich 54 Interessierte ein. Schwierig war zunächst nur die Beschaffung der Turngeräte, die zum großen Teil selbst hergestellt wurden.

Zunächst wurde vornehmlich im Saal der Gaststätte Frowein (heute Terrasse von Apollon) geturnt. Das erste Turnfest an der Unterstraße 1908 hatte die Disziplinen: Hinken, Laufen, Springen, Ringen, Stemmen und Geräteturnen. Sehr beliebt war damals des Pyramidenbauen der Turner. Die zunächst unorganisierten Vereine schlossen sich übergeordneten Organisationen an. Die „Deutsche Eiche Unterstraße“ schloss sich als TuS Wermelskirchen-Unterstraße dem Deutschen Turnerbund an.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs fanden sich die Sportler wieder sehr schnell zueinander und der Verein wuchs. Ab 1920 begann man mit dem Feldhandballsport. Der Feldhandball erlebte einen rasanten Aufschwung und man wurde 1928 und 1929 sogar Deutscher Feldhandballmeister, was dem TuS als einzigem Verein des Kreises erlaubte, den „Bergischen Löwen“ auf dem Trikot zu tragen. Verbunden war dieser Erfolg mit dem Namen Max Büscher, der damals in der Meistermannschaft spielte, später erster Vorsitzender des Vereins wurde und bis ins hohe Alter alle Handballspiele besuchte. Während der Handball immer mehr Zulauf erhielt, ging der Anteil der Turner im Verein zurück. Gespielt wurde damals auf dem Gelände neben der Pfeifferschen Fabrik. Der TuS Wermelskirchen-Unterstraße war der erste Verein in der Stadt, der eine konkurrenzfähige Mannschaft auf das Feld schicken konnte.

Der ganze Stadtteil identifizierte sich mit dem Verein und es fand ein sehr lebendiges Vereinsleben statt. Später gab es sogar eine kleine Kirmes an der Gaststätte Frowein.

Während der Nazizeit gab es eine Spielfusion mit TuRa Höhrat, man nannte sich Union Wermelskirchen und hatte große Erfolge. Doch nach 1945 ging man wieder eigene Wege und man nannte sich nun TuS Niederwermelskirchen 07. Der Name war abgeleitet aus der Katasterbezeichnung Niederwermelskirchen für die Niederhonschaft. Man spielte im Jugend- und im Seniorenbereich eine führende Rolle in Wermelskirchen, immer im Konkurrenzkampf mit dem WTV, was Wermelskirchen zu einer Handballhochburg machte.

1948/1949 begann man mit freiwilligen Helfern den Sportplatz in Tente zu bauen. Die Stadt unterstützte das Projekt, auch weil die Erfolge des TuS sowohl im Seniorenbereich wie auch im Jugendbereich anhielten.

Nach Aufstiegen und Meisterschaften gab es umjubelte Umzüge, angeführt von der Feuerwehr und einer Musikkapelle, von Reiterstaffeln und Autokorso. Ganz Unterstraße war in den Vereinsfarben „Blau–Gelb“ geschmückt. Damals war man noch im Herzen Mitglied des Vereins. Nach den Spielen traf man sich im Vereinslokal mit der ganzen Familie.

1964 wurde in Tente die erste Turnhalle gebaut, was zum Wiederaufleben des Turnens in einer Frauenriege führte, die bis heute unter der Führung von Waltraud Klein existiert. Auch eine „Altherren“-Turnriege gründete sich.

Ab 1970 verschwand der Feldhandball und man zog in die Halle um, wo man nun mit wechselnden Erfolgen spielte. Von 1987 bis 1999 spielte der TuS im Handball mit der Tg Hilgen in einer Spielgemeinschaft, die Erfolge in der Oberliga feierte. 2000 gründete man dann wieder eine eigene Handballabteilung und schaffte nach 7 Aufstiegen den Sprung in die 3. Bundesliga. Man klopfte sogar an die Tür zur 2. Bundesliga, doch man verlor leider das Entscheidungsspiel. Diese Erfolge führten dazu, dass der TuS zu einem Magneten für die Handballbegeisterten wurde. Man konnte bei den Kindern und Jugendlichen die meisten Jahrgänge besetzen und man hatte zwei Herrenseniorenmannschaften. Schließlich schlossen sich auch drei Damenmannschaften dem Verein an. Dieser große Zuspruch ließ nach, nachdem sich die erste Herrenmannschaft aus finanziellen Gründen aus der 3. Bundesliga verabschieden musste.

Nach dem Wahlspruch „Nur gemeinsam sind wir stark“ schloss man sich 2018 der HSG Bergische Panther (Burscheid, Hilgen, TuS) an. Die Bergischen Panther spielen dort in der 3. Bundesliga und haben vier Herrenmannschaften von der Verbandsliga bis in die Kreisklasse, 2 Damenmannschaften sowie eine große Jugendabteilung mit 12 Mannschaften.

Seit 2007 veranstaltete der TuS jedes Jahr in den Oster- und Herbstferien ein Jugendhandballcamp, bei dem immer 40 Kinder teilnahmen. Ein besonderes Highlight war der Besuch des Handballbundestrainers.

Der Handball bildete auch die Grundlage für eine Reihe von Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. Die Übungsleiter des TuS boten Handballarbeitsgemeinschaften an den Schulen GGS Tente, KGS, GGS Ost, Gymnasium und Hauptschule an.

Intensiv war über den Handball hinaus die Kooperation mit der Kita Tente, was dem Kindergarten 2009 den Titel „Bewegungsfreundlicher Kindergarten“ und dem Verein den Titel „Kinderfreundlicher Verein“ als Auszeichnung des LSB brachte. Die Zusammenarbeit mit der GGS Tente war eine Selbstverständlichkeit.

Der Verein hatte 1985 nur noch 70 Mitglieder. In dieser Zeit fand sich ein Freundeskreis aus Tente und Unterstraße, der Volleyball als gemischte Gruppe spielen wollte. Dazu schloss man sich dem TuS Niederwermelskirchen an. Gleichzeitig begann eine Gruppe nicht mehr ganz junger Männer gemeinsam Fußball zu spielen. Das war der Beginn des Wiederauflebens des TuS Niederwermelskirchen. Nun gab es wieder eine Kinderabteilung mit Kinderturnen und Mutter-Kind-Turnen. Es gab ein Aerobicangebot und es wurde ein Sportabzeichentraining und dessen Abnahme durchgeführt. Mehrfach zählte man zu den Besten im Kreis Rhein-Berg. Aber der große Neustart erfolgte erst nach der Jahreshauptversammlung 1991. Auf dieser Versammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt, der die Tradition des erfolgreichen Vereins TuS Niederwermelskirchen als Breitensportverein wiederaufleben ließ. Da der neue Vorstand gleichzeitig ein Freundeskreis war, erleichterte das natürlich die Arbeit. Die Vorstandsmitglieder beim Neustart waren: Norbert Galonska, Jürgen Middendorf, Hans Willi Klein, Roland Schäfer und Paul Gustav vom Stein. Zwei Jahre später kam für H.W. Klein Doris Zenker in den Vorstand. Doris Zenker und Norbert Galonska lenken heute noch den Verein.

Gleich im ersten Jahr des Neubeginns wurde ein Vereinsfest gefeiert. Die Tenter Turnhalle war brechend voll. Der Wunsch, das Zusammengehörigkeitsgefühl auch nach außen zu zeigen war groß, man war eine Familie im Sport. Ein lustiges Programm aus den eigenen Reihen und eine ortsansässige Band zum Tanzen machten das Herbstfest für die nächsten Jahre zu einem MUSS. Diese Feste fanden bis 2007 jedes Jahr statt. Bis dahin war es immer ein rauschendes Fest, bei dem aber zum Schluss die Helfer fehlten. Im Jahr 2014 gab es noch einmal ein Revival, aber mit dem gleichen Ergebnis: Alle wollen feiern, keiner will arbeiten.

Es dürfen jedoch zwei große Feiern nicht unerwähnt bleiben. 1997 feierte der TuS sein 90 jähriges Bestehen. Die Turnhalle Tente war mit Devotionalien aus der Geschichte des Vereins geschmückt und es gab einen großen Empfang, auf den sich besonders die alten Vereinsmitglieder freuten. Die „Alten“ genossen es, den wieder erstarkten Traditionsverein zu erleben.

Ein ganz besonderes Fest war natürlich die Feier des hundertjährigen Bestehens 2007. Im Foyer des Rathauses gab es einen großen Empfang mit allen wichtigen Personen aus Stadt, Kreis, Sport (besonders Handball) und Verein. Am Abend gab es dann im großen Saal des Rathauses einen Galafestabend mit dem Entertainer Felix Gaudo, den Turbo Dancers (Rock´n Roll, Fette Moves mit Break Dance, Dolls Company mit Unterhaltung und Einradartistik sowie der Showband Condor. Dazu gab es ein Buffet, das eine einmalige Vielfalt bot. Es wurde bis in den frühen Morgen getanzt. Ein Abend, den der TuS und die Stadt Wermelskirchen nicht vergessen werden.

Im Breitensportbereich ging es ab sofort steil bergauf. 1998 begann ein Frauenteam mit dem Volleyballspiel in der Kreisliga und der TuS bot Step-Aerobic an.

Der TuS beteiligte sich in den Farben blau-gelb und entsprechenden Schirmen am großen Umzug durch Wermelskirchen anlässlich des 100. Jubiläums der Stadtrechte von Wermelskirchen. Neben dem WTV war man die größte und farbenfroheste Gruppe.

1999 beteiligte sich der Verein in Loches an den Feiern zum 25. Jubiläum der Städtepartnerschaft Loches – Wermelskirchen mit der Beteiligung am Handball- und Volleyballturnier. Eine große Gruppe marschierte mit beim großen Umzug.

Die „Alten Herren“ des TuS richteten erstmals ein großes Fußballturnier in der Schwanenhalle aus. Dieses Turnier wurde zu einer festen Einrichtung.

2000 richtete der TuS ein Sommerfest auf dem Gelände der Gaststätte „Zur Straße“ aus. Es begann mit einem Kinderfest und endete mit Livemusik am Abend.

Das Vereinsangebot startete nun mit Rehasport. Die weiteren Angebote im Rehasport waren Diabetikergymnastik, Nordic Walking für Diabetiker, Förderturnen für motorisch auffällige Kinder, Sport- und Ernährungsberatung für übergewichtige Kinder. Nun starteten auch weitere Gesundheitskurse. Es begann mit BOP, Yoga, Aqua-Gymnastik, Fitnesstraining, Tai Chi, Joy Swing Balance, Pilates, Rückengymnastik, Wirbelsäulengymnastik, Schwangerschaftsrückbildungsgymnastik und Tanz.

Immer neue Sportarten wurden nachgefragt und schließlich angeboten. Kempo/Budo, Hapkido, Zumba, Basketball, Tanzen für Kinder, Cheer-Leader Tanz, Kinderyoga, Tischtennis, Radfahren, Einradfahren, Nordic Walking, Eltern-Kind-Turnen und Kleinkindturnen.

Den größten Zuwachs hatte die Rehasportabteilung. Neben 6 Herzsportgruppen bietet der TuS Reha COPD, Reha Neurologie, Reha Orthopädie, Reha Diabetker, Reha Krebsnachsorge, Rehasport im Wasser.

Dieser große Verein, der zeitweise 1100 Mitglieder zählte und sich inzwischen auf ca. 800 Mitglieder konsolidiert hat, konnte natürlich nicht mehr aus der Aktentasche geführt werden. Seit 2006 gibt es eine eigene Geschäftsstelle, die inzwischen in Tente 78 beheimatet ist und neben dem Büro über einen eigenen Gymnastikraum verfügt.

Auch am TuS ist Corona nicht spurlos vorübergegangen. Ein Teil des Sportangebots wird durch Online-Sport aufgefangen. 16 Stunden in der Woche wird Sport live aus Tente 78 in die Wohnungen der Vereinsmitglieder übertragen.

Der TuS Wermelskirchen gehört heute zu den größten Vereinen der Stadt und steht auf sicheren Füßen mit einem Sportangebot von über 4000 Stunden im Jahr.